Frei schwimmende Wasserpflanzengesellschaften (Lemnetea minoris)
Pflanzensoziologie: Vollständige Übereinstimmung mit der Klasse Lemnetea minoris. Diese schließt drei Ordnungen ein: Lemnetalia minoris, Hydrocharitetalia und Utricularietalia minoris. Letztere könnte Verwirrung bezüglich der Nomenklatur verursachen, wenn man bedenkt, dass die Leitart hauptsächlich in torfigen Flächen vorkommt, worauf bereits bei anderen Lebensräumen hingewiesen wurde. Hierbei handelt es sich nicht um einen Fehler, sondern um unterschiedliche Lebensgemeinschaften.
Beschreibung
Es sind artenarme Formationen, die aus frei schwimmenden Wasserpflanzen (sogenannten Pleustophyten) zusammengesetzt sind. Die Gesellschaften aus Lemna treten immer nahe den Ufern auf. Die Pflanzen vermehren sich von Jahr zu Jahr dank Dauerknospen, die am Grund überwintern bzw. durch Vögel verbreitet werden.
Übereinstimmung mit anderen Klassifizierungssystemen
Natura 2000, Checkliste der Lebensräume Südtirols, Corine, EUNIS.
Verbreitung
Wie die meisten Wasserpflanzengesellschaften sind auch diese sehr weit verbreitet und kommen in fast allen biogeographischen Regionen der Erde vor. In Südtirol kommen sie in Bereichen der Talniederungen und der wärmeren Hochebenen (selten über 1000 Höhenmeter) vor.
Ökologie
Diese Lebensgemeinschaften bevorzugen tendenziell eutrophe Gewässer; nur Ausprägungen mit Utricularia sind deutlich nähstoffärmer. Sie alle charakterisieren Lebensräume von Seen oder Kanälen, Bachufern oder Grundwasserquellen mit ruhigen Wasserbereichen.
Typische Pflanzenarten
Typische Arten | Artname Deutsch | Dominante Arten | Charakteristische Arten | Arten der Roten Liste Südtirols | Geschützte Arten (Naturschutzgesetz) | Anmerkungen |
Lemna minor | Kleine Wasserlinse | x | ||||
Spirodela polyrhiza | Vielwurzlige Teichlinse | x | CR | |||
Utricularia australis | Südlicher Wasserschlauch | x | EN | |||
Hydrocharis morsus-ranae | Froschbiss | VU | ||||
Lemna gibba | Buckel-Wasserlinse | CR |
Oft kommt nur eine der Leitarten vor, die dann meist dominant ist.
Biologische Wertigkeit
Dieser Lebensraum beherbergt wärmeliebende Pflanzen, wovon einige selten sind, und das nicht nur in Südtirol. Sie besiedeln oft sehr kleine Flächen und tragen zur Entstehung neuer ökologischer Nischen bei.
Funktion des Lebensraumes
Auch die kleinsten Wasserflächen sind nicht nur für die Fischerei und den Tourismus interessant, sondern erfüllen auch grundlegende biologische Funktionen.
Unterscheidung von ähnlichen Lebensräumen
Das Erkennen dieser Lebensgemeinschaften stellt in der Regel keine Probleme dar. Eine Ausnahme bilden Aspekte mit Utricularia, die mit einem anderen Habitat-Typ verwechselt werden könnten. Diesen Lebensraum zu kartieren bereitet nicht selten Probleme, zumal er häufig kleinflächig ausgebildet ist und in unmittelbarem Kontakt mit dem Lebensraum großblättriger, verankerter Wasserpflanzen (Nympheion) steht oder inmitten von Röhrichten (ständig überflutete, periodisch überflutete) auftritt.
Entwicklungstendenzen und Gefährdung
Gesellschaften frei schwimmender Wasserpflanzen können den Eindruck der Unbeständigkeit erwecken, weil sie innerhalb desselben Standortes Jahr für Jahr an unterschiedlichen Stellen und mit sehr variabler Dichte auftreten. Das Entfernen von Ufergehölzen kann ideale ökologische Bedingungen zum Negativen verändern. Die Lebensgemeinschaften vertragen beträchtliche Mengen an Nährstoffen. Eine Ausnahme bilden wiederum die Gesellschaften mit Utricularia, die sensibler auf den Eintrag von Fremdstoffen reagieren. Ein Übermaß an Fremdstoffen kann den Einzug gebietsfremder Arten fördern. Zu den Gefährdungsfaktoren zählen die intensiv betriebene Landwirtschaft, Störungen durch häufigen Betritt und Wasserentnahmen, die den Grundwasserspiegel herabsetzen.
Pflege und Naturschutz
Das fachgerechte Management der Gewässer konzentriert sich nicht nur auf diese Lebensgemeinschaften, sondern muss den Standort in seiner Gesamtheit berücksichtigen. Nur so kann die höchstmögliche Artenvielfalt und ein Angebot möglichst vieler ökologischer Nischen erzielt werden. Mittelfristig ist die Kontrolle des Eintrages verschmutzender und eutrophierender Substanzen aus der Umgebung unumgänglich.
Lasen C., 2017 – Beschreibung der Lebensräume Südtirols. Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung.
MM